Mittwoch, 10. Dezember 2014

Preisträgertexte und Preisträger 3: Jürgen Flenker


Würdigung:
Die Liebe ist eigentlich eine ganz einfache Sache. Deswegen ist es meist so kompliziert. In seiner »romanze« spielt Jürgen Flenker ein raffiniertes Spiel mit unseren Erwartungen. Aus der Ich-Perspektive werden wir Zeugen einer besonderen Begegnung: Das lyrische Ich beobachtet durch die getönte Scheibe eines Zugabteils eine Frau auf dem Bahnsteig, »allein wie in erwartung von etwas / an das sie nicht glaubte«. Sie schaut ihn direkt an und weiß nichts davon. Etwas Großes liegt in der Luft: Aus einer Zufallsbekanntschaft könnte die schicksalhafte große Liebe erwachsen. Diese beiden Menschen waren dazu bestimmt, sich an diesem Tag zu dieser Stunde an diesem Ort zu treffen – oder doch nicht? Verlassen wir uns da etwa zu sehr auf die narrativen Muster, die in unserem Gedächtnis deponiert sind? Schon die dritte Strophe lässt uns zweifeln, mit »gesammelten verspätungen« und »frostschäden« und »rissen«. Und wenig später wissen wir, dass die Begegnung so folgenlos bleiben wird wie hundert andere an diesem Tag. Der Zug ruckt.

Jürgen Flenker (Jg. 1964) aus Münster veröffentlicht Lyrik und Prosa. Zuletzt erschienen der Lyrikband „das argument der kletterrosen“, Erzählungen unter dem Titel „Aufbrüche“ und der Roman „Ebers Ende“. Für seine Lyrik wurde er bereits 2013 beim Münchner Lyrikpreis ausgezeichnet 


Mittwoch, 3. Dezember 2014

Preisträger und Preisträgertexte 2


Dominik Dombrowski wurde 1964 in Texas/USA geboren. Er studierte an der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität Philosophie, Komparatistik, Vgl. Religionswissenschaften, Ältere und Neuere Literaturwissenschaften. Er lebt als freier Autor, Lektor und Übersetzer. Zuletzt erschienen von ihm die Lyrikbände Finnissage (2013) und Fremdbestäubung (2014). Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet und gefördert. Zuletzt erhielt er 2014 ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW sowie ein Aufenthaltsstipendium im Künstlerdorf Schöppingen. Der postpoetry-Preis wurde ihm in der Kategorie "Lyriker NRW" für seinen Text "Eröffnung" zugesprochen. 



Würdigung: 
In „Eröffnung“ von Dominik Dombrowski werden wir unmittelbar in den Text gezogen. Dank gewitzter Zeilenanordnungen ergeben sich überraschende Bilder und wir finden uns im poetischen Kosmos eines schlaflosen Ichs wieder, das „ein Spaziergänger geworden“ ist. Sein Hund ist nur geliehen, doch das Tier kennt den nächtlichen Weg zur Raststätte. Dem Spaziergänger fehlt ein menschliches Gegenüber, auf einem Campingstuhl spielt er gegen sich selbst Schach – ein Wanderer zwischen den Welten, zwischen Tag und Nacht, wie die beiden „Könige Ohneland“, die er zum Spielen benutzt. Voller Melancholie und mit einem feinen Humor, in einem ganz eigenständigen,  gegenwärtigen Tonfall nimmt uns dieses Gedicht für sich ein. Es wird eine stille nächtliche Welt gezeichnet, in der Benzintürme „sich die Pistolen gegen die eigene Stirn halten“ – ein Bild, das nebenbei eine weltpolitische Problematik andeutet – und in der man als Mensch ein Wanderer bleibt. Zuflucht bei den Überlandbussen zu suchen scheint ein hoffnungsloses Unterfangen, dennoch geht eine seltsame Zufriedenheit von den Tätigkeiten des lyrischen Ichs aus. „Verträumt“ sind sie und wirken selbstgenügsam, obwohl der Schachspieler „umzingelt von der Geschwindigkeit“ ist. Er befindet sich wie im Auge des Sturms einer fragwürdigen Gegenwart. Hier behandelt jemand gekonnt und mit originellem poetischem Blick die großen Fragen nach dem geglückten Leben. Ein Text, der mit seinen berührenden Bildern über sich hinausweist. Wir sind Spaziergänger, unterwegs zu den Raststätten der eigenen Existenz, Trost finden wir in den Momenten dazwischen oder auch beim Lesen solcher Gedichte. Die Eröffnung ist die erste Phase einer Schachpartie, in der das Spiel entwickelt wird. Eine Eröffnung kann auch eine Art Geständnis sein oder der Beginn eines Gesprächs. Der Titel ist vieldeutig. Er ist auch eine Einladung an den Leser, sich in dieses Gedicht zu begeben, aus dem wir nur aussteigen, um es erneut zu lesen. 


Sonntag, 30. November 2014

Die Preiträgertexte und Preisträger

postpoetry bedeutet nicht nur, dass die Preisgedichte mit der Post als Karten versandt werden können. Die lyrischen Texte sollen auch im Netz gepostet werden. Deshalb werden in den kommenden Wochen die 2014 von den Jurys ausgewählten Texte und ihre Würdigung in lockerer Folge vorgestellt. Über das Teilen der Gedichte im Netz freuen wir uns.

Streng alphabetisch beginnt die Reihe der Lyriker NRW mit Christoph Danne.

Das Gedicht „grand tour“ arbeitet im Sinne einer poetischen >Ars povera< nur mit den  Zeilenbrechungen als Mittel lyrischer Inszenierung. Der Titel >grand tour< ist nicht nur wörtlich  als ausgedehntes Wanderunternehmen zu verstehen, obwohl auch das Laufen an der „peripherie im/ graubereich“  eine Rolle spielt, sondern es gestaltet auch die Hoffnung auf eine Annäherung der beiden Individuen, die das „wir“ des Beginns ausmachen. Das Wandern vollzieht sich in einem offenen Bereich, „wo/ ausfallstraßen die himmelsrichtung/ definieren die hunde nicht mehr/ angeleint sind“. Doch die Freiheit kennt Grenzen. Die Sprache selbst erweist sich als Problem, die Kommunikation zwischen den beiden Individuen läuft nicht glatt, gerät ins Stolpern. Hier setzt der Autor eine kühne Metapher ein: „wir/ hantierten mit wörtern die/ wie ausgedünnte betonflächen/ in unseren mündern lagen“, mag der wie-Vergleich auch riskant sein, er akzentuiert die Schwere der Schwierigkeit, sich dem Du mitzuteilen. Die Sehnsucht nach einer Neuigkeit, die plötzlich hereinbricht, schlägt ein  neues Thema an, verweist auf das Ungenügen an der ereignislosen Alltäglichkeit, deutet auf den Graubereich des täglichen Einerleis hin und stellt so den Bezug zum Beginn her. Das „wir liefen auf grund“ gewinnt nun die Bedeutung des Stillstands.  Und das Vorlesen  von Kontaktanzeigen „aus einer geklauten zeitung“, das als ein sehr seltsamer Versuch der Werbung erscheinen mag, drückt in seiner Nachhaltigkeit – „bis wir druckerschwärze/ an den händen hatten“ - auf intensive Weise  das Gefühl der Einsamkeit und Sehnsucht nach Nähe, Freundschaft, Liebe des lyrischen Ichs aus. Die Lektüre signalisiert dem Du  auf moderne Weise seinen Liebeswunsch, die es durch ein „komm“ beenden möge. Der Autor hat das fragile Sujet >Liebe<, >Liebessehnsucht<, das allzu leicht in  pseudopoetischen Kitsch  abzugleiten droht, in moderner Form aufgegriffen. Er wählt eine > prosaische< lyrische Form, die jedes Pathos verhindert, und vermittelt über das heutige Medium der Kontaktanzeige, die er als Lektüre einsetzt, auf uneigentliche Weise seinen Liebeswunsch. Die Kontaktanzeige als erotische Metapher der Gegenwart!       

Christoph Danne wurde 1976 in Bonn geboren.
Er studierte Deutsche Literatur und Sprache, Neuere und angloamerikanische Geschichte in Berlin, Salamanca und Köln.
Seit 2001 regelmäßige Veröffentlichungen in Anthologien, Magazinen, Heftreihen und Literaturzeitschriften. Initiator und Veranstalter der literarischen Lesereihe gegenlichtlesen, seit 2010. Zudem organisiert er den Lyrikabend HELLOPOETRY!;
2011 Veröffentlichung des Gedichtbands finderlohn,
2014 erscheint der Gedichtband das halten der asche (lyrikreihe 030) in der parasitenpresse.
Danne wurde vom Literatur-Atelier Köln mit dem Bachmannpreis für alle ausgezeichnet.                  
  



Samstag, 8. November 2014

Preisverleihung postpoetry.NRW 2014

Trotz Lokführerstreik hatten sich eine Reihe Lyrikinteressierter zur Preisverleihung 2014 in der Zentralbücherei Düsseldorf eingefunden. Von links nach rechts: Sabine Schiffner (Moderatorin), die NachwuchspreisträgerInnen: Jenny Winter, Jenny Weiß, Franka Niebeling, Marvin, Grabler und Anna Maria Reiter,
die LyrikerInnen Jürgen Flenker, Liesel Willems, Christoph Danne, Dominik Dombrowski und (leider verdeckt Marcus Neuert) sowie Monika Littau (Moderatorin).
Die Preisverleihung war eine Kooperationsveranstatung mit den Stadtbüchereien Düsseldorf und dem Heinrich-Heine-Institut. (Weitere Fotos der Veranstaltung auf unserer facebook-Seite)

















Mittwoch, 8. Oktober 2014

Einladung zur Peisverleihung 2014

























postpoetry.NRW: lyrisches Programm und Preisverleihung 2014

Im fünften Jahr zeichnet postpoetry Lyriker und Nachwuchsautoren des Landes für ihre Gedichte aus, in diesem Jahr die Lyriker Christoph Danne (Köln), Dominik Dombrowski (Bonn), Jürgen Flenker (Münster), Marcus Neuert (Minden) und Liesel Willems (Krefeld)
sowie die Nachwuchsautoren Franka Niebeling (Solingen), Anna Maria Reiter (Bonn), Jenny Weiß (Bonn), Jenny Winter (Schwalmtal) und Marvin Grabler (Essen).

Am Abend selbst entscheiden die Gäste, wer von den jungen Autoren den zusätzlich vergebenen Publikumspreis erhalten soll.

Durch das kurzweilige lyrische Programm, mit Lesungen, Gesprächen und der Vorstellung der neuen postpoetry-Postkarten führen Sabine Schiffer und Monika Littau.

Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung vom Jazzmusiker Eckard Koltermann.



Dienstag, 16. September 2014

Pressemitteilung: Preisträger im Lyrik-Wettbewerb postpoetry.NRW 2014 stehen fest


In den vergangenen Wochen gingen bei der Gesellschaft für Literatur in Münster hunderte Gedichte von Lyrikern und Nachwuchsautoren aus Nordrhein-Westfalen ein. Es handelte sich um anonyme Bewerbungen für den diesjährigen Wettbewerb postpoetry.NRW, den die Gesellschaft zusammen mit dem Verband deutscher Schriftsteller in Nordrhein-Westfalen ausgeschrieben hat. Unterstützt wird der Wettbewerb vom Kulturministerium (MFKJKS) sowie von der Kunststiftung NRW. Das Preisgeld beläuft sich insgesamt auf 8.450 €. Ausgeschrieben wurde in zwei Kategorien: für Lyriker und für Nachwuchsautoren des Landes.

Die Jury „Lyriker NRW“ (Prof. Dr. Hiltrud Gnüg - Literaturwissenschaftlerin /Schwerpunkt Lyrik, Bonn/Köln; Helge Pfannenschmidt - Verleger edition AZUR, Dresden; Marie T. Martin - Autorin/Lyrikerin, Köln) wählte folgende Texte und Preisträger aus:

  • „grand tour“ von Christoph Danne (Köln)
  • „Eröffnung“ von Dominik Dombrowski (Bonn)
  • „romanze“ von Jürgen Flenker (Münster)
  • „Zimmer 2013“ von Marcus Neuert (Minden)
  • „Ein Foto“ von Liesel Willems (Krefeld)
  
Wenig später trat die „Junge Jury“ (Verena Kramer, Vorjahrespreisträgerin, Münster/Glasgow; Lisa Möller, Vorjahrespreisträgerin, Leverkusen/Hildesheim und Monika Littau, Autorin und Projektleiterin, Bonn) zusammen und wählte folgende Preisträgertexte in der Kategorie „Nachwuchs NRW“ aus:

  • „Und“ von Franka Niebeling, Jg. 1997 (Solingen)
  • „Kellergedanke“ von Anna Maria Reiter, Jg. 1994 (Bonn)
  • „du malst mit den zehen“ von Jenny Weiß, Jg. 1995 (Bonn)
  • „M.E.I.N“ von Jenny Winter, Jg. 1999 (Schwalmtal)
  • „Das Ende der Kindheit“ von Marvin Grabler, Jg. 1993 (Essen)

postpoetry bedeutet nicht nur, die preiswürdigen Gedichte im Netz zu posten. Sie sollen auch ganz traditionell mit der Post verschickt werden. Deshalb wird jeder Preisträgertext als Postkarte gestaltet und in hoher Auflage gedruckt. In Bibliotheken und anderen Kultureinrichtungen aus Nordrhein-Westfalen liegen die Karten nach der Preisverleihung, die am 07. November in der Stadtbibliothek Düsseldorf  stattfinden wird, zur kostenlosen Mitnahme bereit.  Zuvor treffen sich die Lyriker und Nachwuchsautoren zu einem Workshop. Ziel dieses Wettbewerbs ist es nämlich nicht nur, die Lyrikszene des Landes sichtbar zu machen und zu unterstützen, sondern die Zusammenarbeit von Nachwuchsautoren und gestandenen Lyrikern zu fördern. 

Zu Beginn des Jahres 2015 gehen die Autorinnen und Autoren deshalb jeweils in Tandems Lyriker – Nachwuchsautor auf Lesereise durch NRW.












Dienstag, 3. Juni 2014

Ausschreibung 2014

Wettbewerb 2014 für Lyrikerinnen und Lyriker sowie
Nachwuchsautorinnen und -autoren aus Nordrhein-Westfalen

Die Gesellschaft für Literatur in NRW sowie der Verband deutscher Schriftsteller (VS NRW) loben 2014, unterstützt vom Land Nordrhein-Westfalen (MFKJKS) und der Kunststiftung NRW zum fünften Mal den Wettbewerb „postpoetry.NRW“ aus. Gefördert werden soll mit diesem Wettbewerb die Lyrikszene des Landes und besonders die Zusammenarbeit von erfahrenen Lyrikerinnen und Lyrikern mit Nachwuchsautorinnen und -autoren.

Bewerben können sich bis zum 10. August 2014
  • Lyrikerinnen und Lyriker aus NRW, die mindestens eine eigenständige Buchveröffentlichung nachweisen können, sowie
  • Nachwuchsautorinnen und -autoren aus NRW im Alter von 15-21 Jahre 
mit je drei unveröffentlichten Gedichten ihrer Wahl sowie einer Kurzbiografie/-bibliografie. Eine Wiederbewerbung von Preisträgern der vergangenen Jahre ist erst nach drei Jahren erneut möglich.

Preise
werden vergeben in der Kategorie

Lyrikerinnen und Lyriker des Landes Nordrhein-Westfalen:
  • 5 Geldpreise in Höhe von insgesamt 7.500 €

Mit der Auswahl eines Gedichtes verbindet sich

  • die Gestaltung und Veröffentlichung des Textes als Lyrikpostkarte in hoher Auflage, 
  • voraussichtlich eine mit 300 € honorierte Lesung in den Regionen des Landes 2014.

und in der Kategorie

Nachwuchsautorinnen und -autoren aus Nordrhein-Westfalen

  • 5 Geldpreise in Höhe von insgesamt 750 €
  • 1 zusätzlicher Publikumspreis für eine/n der jungen Autorinnen und Autoren in Höhe von 200 €. (Die Vergabe erfolgt durch die Anwesenden der Preisverleihung.)
  • jeweils ein Mentoring/ein Workshop mit den erwachsenen Preisträgerinnen und Preisträgern
  • Gestaltung und Veröffentlichung des Gedichtes als Lyrikpostkarte in hoher Auflage
  • voraussichtlich eine mit 100 € honorierte Lesung in den Regionen des Landes 2014


Verpflichtend ist für die Preisträgerinnen und Preisträger

  • die Teilnahme an einem gemeinsamen Workshop
  • sowie die Anwesenheit bei der Preisverleihung am 7. November 2014 in Düsseldorf.

Die Urheberrechte für die ausgewählten Gedichte bleiben bei den Autorinnen und Autoren, die sich jedoch mit der Veröffentlichung des Textes auf den postpoetry-Postkarten sowie seiner Verwendung für Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation einverstanden erklären.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Einsendung
Teilnehmende Lyrikerinnen und Lyriker aus Nordrhein-Westfalen sowie
Nachwuchsautorinnen und -autoren (Alter von 15-21 Jahre)
werden gebeten, ihre Einsendung, bestehend aus
3 anonymisierten, unveröffentlichten Gedichten (mit einem Kennwort versehen),
1 Kurzbiografie (mit Geburtsjahr/Geburtsort und Kennwort)
der Postanschrift und
1 Veröffentlichungsliste (falls vorhanden)
in einer E-Mail und versehen mit dem

  • Betreff „postpoetry. - Lyriker NRW“ oder
  • „postpoetry. - Nachwuchs NRW“

bis zum 10. August 2014
an die E-Mail-Adresse
postpoetry@litweb.de
zu übersenden.

Dienstag, 29. April 2014

Buchmesse Leipzig: Literatursalon NRW


Literarischer Salon NRW auf der Leipziger Buchmesse
Zum zweiten Mal präsentierte der LiteraturRat NRW gemeinsam mit dem Literaturbüro NRW eine Auswahl der vielfältigen
literarischen Institutionen und Aktivitäten des größten
deutschen Bundeslandes. Mit dabei postpoetry.NRW und die Preisträgerinnen und Preisträger: Marius Hulpe, Sirka Elspaß, Susanne Romanowski. Leider konnte Bärbel Klässner, die erkrankt war, nicht mitdiskutieren. Ein herzlicher Dank für die gute Organisation des Literarischen Salons durch das Düsseldorfer Literaturbüro.





Dienstag, 4. März 2014

Postpoetry - Poesiebotschafter: Aufruf zum Mitmachen rund um den UNESCO-Welttag der Poesie



Am 21. März wird alljährlich der UNESCO-Welttag der Poesie begangen. 2012 und 2013 war postpoetry.NRW mit seinen Preisträgern, unterstützt vom Deutschen Literaturfonds,  zu Lesungen und Workshops in Schulen zu Gast. In diesem Jahr ruft das Projekt dazu auf, die postpoetry-Lyrikpostkarten in die Welt zu verschicken und den Erhalt zu dokumentieren (Nachricht, Foto u. a.). Wer mitmachen möchte, kann in der Zeit von März bis Mai kostenlos ein Set von 10 Postkarten bei der Gesellschaft für Literatur in NRW e. V. in Münster bestellen (Wilmergasse 12/13, 48143 Münster) oder per Mail: postpoetry@litweb.de.

Bereits im November 2013 erhielten wir die Nachricht: „The postcard DE-2583120 to lottali in China has arrived. It reached its destination in 21 days after traveling 8.690 km!“
Wir freuen uns auf weitere Nachrichten und Fotos (postpoetry@litweb.de)


Dienstag, 25. Februar 2014

11. März 2014, Lesung postpoetry.NRW in Steinfurt

Am 11. März, 19.30 Uhr, ist postpoetry.NRW auf Einladung der Stadtbücherei mit zwei der insgesamt zehn Preisträger zu Gast in Steinfurt: der Lyrikerin Bärbel Klässner (Essen) und der Nachwuchsautorin Gelieza Kötterheinrich (Steinfurt).

Bärbel Klässner (geb. 1960 in Magdeburg) studierte zunächst in Jena Sozialpsychologie. In den 80er Jahren engagierte sie sich in der Oppositionsbewegung innerhalb der Ev.Kirche der DDR. Sie gab in Jena die illegale Zeitung "frau anders" mit heraus. Seit 2003 lebt sie als freie Autorin in Essen. Sie war Stadtschreiberin in Jena und erhielt zuletzt das vom Thüringischen Kulturministerium vergebene Harald-Gerlach-Stipendium 2013.
Im postpoetry.NRW Wettbewerb wurde sie 2013 ausgezeichnet für ihren Text „Sie müssen einen euro in den dichter werfen“ - „Ein Gedicht voller Übermut und ungewöhnlicher Bilder, das durch seine Leichtigkeit und seinen Witz besticht“, so die Jury.  
Für die Nachwuchsautorin des Abends, der jüngsten Preisträgerin im Wettbewerb, ist die Lesung ein „Heimspiel“. Gelieza Kötterheinrich (geb. 1998) ist nämlich Steinfurterin und besucht zur Zeit das Gymnasium Arnoldinum. Sie begann bereits im Alter von 8 Jahren erste Gedichte zu verfassen.
Den Nachwuchspreis erhielt sie für ihren Text „Kreide“. In ihm gelingt es der jungen Autorin, „ein phantasmagorisches Bild eines personifizierten Fehlschlages so weit zu denken, dass die dadurch entstehende Surrealität den Leser fordert, aber gleichzeitig auch in eine Parallelwelt führt“, schreibt die junge Jury. 

Gelieza Kötterheinrich und Anke Glasmacher, die kurzfristig für die erkrankte Bärbel Klässner eingesprungen war, in der Stadtbücherei Steinfurt. Beide Autorinnen hatten jahreszeitliche Texte im Gepäck: "Ende des Winters" (Glasmacher) und"Schilf noch am Wegrand" (Frühling - Kötterheinrich). 

Hier eine Kostprobe aus dem Text der 16jährigen Gelieza:

"Schilf noch am Wegrand, zitternde Arme mit knisternden Fingern,/ ein Rauschen schon fast wie das Summen im Frühjahr/Hastiges Wispern und Schlucken und Schluchten aus Glas,/geflochtene Scherben, fast schon wie/Ranken im Schilf noch am Boden, vereist, kleine Brüche und Runzeln,/hungriges Lispeln und Scheuchen und Zucken, ein Sitzenbleiben/fast schon wie/Warten auf Schilf noch im Wasser, im Eisbad im Frühling..."





Samstag, 15. Februar 2014

Postpoetry.NRW zu Gast beim Verein für Literatur in Dortmund

Ein Abend zwischen Zaubernüssen, Gedankenbenutzungsbestimmungen, Litauischen Trucks und Taumelkäfern


Direkt aus Glasgow kam die gebürtig aus Münster stammende Verena Kramer (Jg. 1993) zur Lesung ins Taranta Babu. Die Nachwuchspreisträgerin von postpoetry.NRW 2013, die zuvor bereits im d-radio-Wettbewerb „lyrix“ ausgezeichnet worden war, studiert seit Herbst 2013 in Schottland vergleichende Kulturwissenschaften. Wie in ihrem Preisträgergedicht „Gedankenbenutzungsbestimmung“ spielt die intellektuelle Überprüfung und Einordnung von Erfahrungen, die zugleich emotional ins Bild gesetzt werden, eine wichtige Rolle in ihrer Lyrik. In Wortkaskaden von Wiederholungsstrukturen, Assonanzen, Alliterationen stürmte ihre Sprach- und Gedankenwelt auf die Zuhörerinnen und Zuhörer im Taranta Babu ein. Die Lesung profitierte von ihrem brillanten Vortrag.

Walter Wehner (Iserlohn/Essen, Jg. 1949), Preisträger in der Kategorie „Lyriker NRW“ und besser bekannt als Kriminalromanautor im Tandem H.P. Karr (alias Reinhard Jahn) und Walter Wehner, ist promovierter Germanist und war viele Jahre hauptberuflich an der Volkshochschule Essen tätig. Er verfasste neben Krimis (bislang fast 20), Hörspielen (12 an der Zahl), auch Sachtexte und initiierte ein Internetprojekt mit Robinsonaden.
Lyrik lag ihm immer schon am Herzen, was sich auch daran zeigt, dass er leidenschaftlicher Sammler von Gedichtveröffentlichungen ist. Seine Lyrikbibliothek umfasst circa 5000 Bände. Die eigenen Gedichte landeten aber nach ersten Veröffentlichungen in den 70er und 80er Jahren vornehmlich in der Schublade. „Mit Lyrik kann man eben kein Geld verdienen“,  war seine knappe und konsequente Begründung am gestrigen Abend. Umso erfreulicher war es, dass sein Lyrikschaffen durch den postpoetry-Preis nun öffentliche Resonanz fand.
 Der Autor nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise durch sein Lyrikschaffen seit den 70er Jahren. Deutlich veränderten sich Schwerpunktthemen und Formen in dieser Zeit. Stichpunkte seiner Lesung waren Schriftstellerkollegen (u. a. „Schriftstellernekrolog“), Sprache („Der Tanz der Vokale im Ohr“), Märchenhaftes („die taumelkäfer im wassertrog/tragen ins dunkle/die silberne perle luft“), Gedichte über Kinder („schlafenmüssen“) und die Wahrnehmung von Realität/politischer Realität wie in seinem Preisgedicht „schnappschuss“, das einen Moment auf der B1 zwischen Huttrop und Kray einfängt.

Durch den Abend führte der in Dortmund lebende Lyriker Thomas Kade, von dem zuletzt die Gedichtsammlung „KörperFlüchtigkeiten“ in der Reihe „rotefadenlyrik“ (Edition Haus Nottbeck) erschien. Anders als Walter Wehner legte er sich früh darauf fest, dass Lyrik „seine“ Gattung ist. Seit den 80er Jahren engagiert er sich zusammen mit anderen Dortmunder Schriftstellerinnen und Schriftstellern des Vereins für Literatur (kurz VfL genannt) in Lyrikwochen und –tagen dafür, Gedichte Leserinnen und Lesern näher zu bringen.   


Dienstag, 4. Februar 2014

Nächste Station von postpoetry.NRW: Dortmund

Am 14. Februar, 19.30 Uhr, ist postpoetry.NRW auf Einladung des Vereins für Literatur erneut in Dortmund zu Gast mit zwei der insgesamt zehn Preisträger: dem Lyriker und Krimiautor Walter Wehner (Iserlohn) und der Nachwuchsautorin Verena Kramer (Münster). Zusätzlich wird Elena Wüllner (Herten), die von der jungen Jury eine Belobigung erhielt, Texte lesen.

Walter Wehner (geb. 1949 in Werdohl/Westfalen) wuchs in Essen auf und lebt heute am Rande des Ruhrgebietes in Iserlohn. Er ist promovierter Germanist und Kunsthistoriker und im Ruhrgebiet besonders bekannt durch seine Kriminalromane (oft gemeinsam mit Reinhard Jahn verfasst). Für Lyrik hegt er eine lange Leidenschaft. Er schreibt nicht nur Gedichte, sondern betreibt auch ein Lyrik-Archiv, in dem sich circa 5000 Ausgaben befinden. Nun erhielt der vielfach ausgezeichnete Autor bei postpoetry.NRW den ersten Lyrik-Preis für sein Gedicht „schnappschuss“. Der Text wählt die B1 als Ort des Geschehens, „schafft den kurzen schnellen Blick in eine vertraut scheinende, aber fremde Welt, die der Dichter mit Genauigkeit und Präzision beschreibt“ begründete die Jury (Prof. Dr. Köhnen, Sabine Schiffner, Ralf Thenior) ihre Auswahl.

Die Nachwuchsautorin Verena Kramer (geb. 1993 in Münster, derzeit Studentin  in GB) überzeugte die junge Jury mit ihrem Text „Gedankenbenutzungsbestimmung“.  Die Vorjahrespreisträger Susanne Romanowski (Dortmund) und Jason Bartsch (Solingen), die dem Auswahlgremium angehörten, betonen, dass Verena Kramer in ihrem Gedicht surreale Bilder malt, „die mal lustig, dann wieder hilflos erscheinen, aber auch jene Leser - deren Kopf noch nach der Norm angewachsen ist -  auf die beste Art sprachlos zurücklässt“.
Zu Gast bei der Lesung im Taranta Babu ist auch die sechzehnjährige Elena Wüllner aus Herten, der die Jury eine Belobigung aussprach.

Moderiert wird die Lesung von Thomas Kade.


Montag, 27. Januar 2014

postpoetry zu Gast in Düsseldorf, 11. Februar 2014

Apokalypsen und „Urbex/-Street-Lyrik“ in der Zentralbibliothek Düsseldorf

Viele thematische Anknüpfungspunkte und große formale Differenzen zeigten sich in den literarischen Texten von Lisa Möller und Anke Glasmacher, Preisträger im Wettbewerb postpoetry.NRW, die heute zu Gast in Düsseldorf waren.

Der äußerst verknappten Lyrik von Anke Glasmacher spürt man die Nähe zur Fotografie an, zu Schnappschüssen von städtischen Räumen, wie sie von Fotografen der „Urban Exploration“, kurz „Urbex“ genannt, besonders an „verlorenen Orten“ gemacht werden. Gerade in Berlin, wo die gebürtige Nordrhein-Westfälin viele Jahre wohnte und arbeitete, hatte sie Gelegenheit die Entwicklung von verlassenen Gebäuden, Industriebrachen und ihre Zurückeroberung durch die Natur zu beobachten. 

Lisa Möller, Nachwuchspreisträgerin, die zudem den Publikumspreis 2013 erhielt, trug Lyrik und Prosa, getragen von Endzeitstimmung vor. „CH4 methanhydrat“ ist in ihrem Preisträgertext ein besonderer Stoff, aus dem die Albträume gemacht sind. „Dabei habe ich von Chemie gar keine Ahnung“, sagte sie. „Der Schwarm von Frank Schätzing hat mich drauf gebracht.“ Sie berichtete über ihren Weg zum Schreiben und der Suche eines passenden Studiengangs, den sie schließlich in Hildesheim („Kreatives Schreiben und Kulturjounalismus“) fand.

Dass Jürgen Nendza nicht nur ein kenntnisreicher, sensibler Spachartist ist, sondern „Poesiebotschafter“ mit einem guten Gespür für die Bedürfnisse und Fragen junger Menschen, zeigte sich in seiner umsichtigen Moderation.
Neben Gästen aus Düsseldorf und Neuss besuchte nämlich ein Deutsch-Leistungskurs  aus Gerresheim (Marie-Curie-Gymnasium) die Veranstaltung.  Unter den Schülerinnen und Schülern waren, wie sich im Gespräch zeigte, eine Reihe selbst Schreibender.

Die Besucher nahmen verstörende und zugleich neue Horizonte öffnende Bilder mit, vom „schal/aus roter seide“, der über den Horizont gelegt wird und „an beiden enden“ gleichmäßig gezogen dafür sorgt, dass die Nacht „blau/anlief“ (Anke Glasmacher), von Flamingos als „Verbrecher im Sonntagsanzug“ und Gedanken, die sich ins Gehirn „wie Holzwürmer in eine Spanplatte“ fressen (Lisa Möller).


Eine rundum gelungene Veranstaltung. Denglisch könnte man von „Lyrics Exploration“, kurz „Lyrex“ sprechen.




























Am 11. Februar, 10.30 Uhr, ist postpoetry.NRW auf Einladung des Heinrich-Heine-Instituts und der Stadtbüchereien Düsseldorf in der Zentralbibliothek zu Gast mit zwei der insgesamt zehn Preisträger des Jahres 2013: der Lyrikerin Anke Glasmacher (Köln) und der Nachwuchsautorin Lisa Möller (Leverkusen/Hildesheim).


Die 1969 in Bensberg geborene Anke Glasmacher lebt heute nach längerem Aufenthalt in Berlin in Köln. Sie schreibt und veröffentlicht Kurzprosa und Lyrik. 2002 erschien ihr erster Lyrikband  „Sprachbuch“. Die Autorin ist Mitglied im Kölner Literaturatelier.  Mit ihrem Preisträgertext „Ende des Winters“ gibt sie, so die Jury, der Gattung Naturlyrik neue Impulse.

Die Nachwuchsautorin 
Lisa Möller, 1992 in Leverkusen geboren, studiert in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Sie erhielt für ihr apokalyptisches Gedicht „Brennendes Eis“ zusätzlich zum Nachwuchspreis den postpoetry-Publikumspreis 2013. An ihrem Preisgedicht  hebt die Jury das Beklemmende und die emotionale Stärke eines im paradoxen Kontrast von chemischen Prozessen und biblischen Zitaten gestalteten Textes hervor.

Moderiert wird die Lesung vom vielfach ausgezeichneten Aachener Lyriker Jürgen Nendza, der u. a. Preisträger des renommierten Lyrikpreises Meran ist.


Zentralbibliothek Düsseldorf, 11.02.2014, 10.30 Uhr, Bertha-von-Suttnerplatz 1, 40227 Düsseldorf, 10.30 Uhr

postpoetry zu Gast in der Bürgerwache Bielefeld

In der Reihe der Anschlussveranstaltungen von postpoetry  in Nordrhein-Westfalen gab Eva Bossmann im Gespräch mit Marie T. Martin Einblick in ihr lyrisches Schaffen und las Texte aus ihrem in Arbeit befindlichen Buchprojekt "luftblicke".  "Bin ich willkommen in diesen wintern" lautete passenderweise der Beginn eines ihrer Gedichte. Bielefeld lag am gestrigen Sonntag unter einer frisch gefallenen Schneedecke. In der Bürgerwache war die Atmosphäre dicht und warm.






VOM SUDAN ZUR MEISE von Rouven Ridder
27. Januar 2014

"Wie? in NRW gibt´s Lyriker? Die sitzen doch alle in Berlin?" Wenn es um Gedichteschreiber ginge, sie dies der Eindruck der meisten Menschen. So schilderte es Moderatorin Marie T. Martin am Sonntagnachmittag in der Bürgerwache. Um den Gegenbeweis anzutreten, wurde vor vier Jahren der NRW-Wettbewerb "postpoetry" ins Leben gerufen....
weiter unter:
http://bielefelds-westliche.de/vom-sudan-zur-meise/

Montag, 13. Januar 2014

Am 26. Januar 2014 sind Eva Boßmann und Sirka Elspaß zu Gast in Bielefeld

Eva Boßmann (Jg. 1964) aus Aachen veröffentlichte Lyrik und Prosa. Sie ist aktives
Vorstandsmitglied im Literaturverein Euregio Maas-Rhein. Ausgezeichnet wurde sie
nun im postpoetry-Wettbewerb für ihr Gedicht „sudan. entstelltes darfur“, in dem sie,
so die Jury, in „beunruhigenden, verstörenden Bildern (…) das Entsetzten über eine
Normalität im Schrecken“ zur Sprache bringt.

Ihre Lesungspartnerin ist die junge Autorin Sirka Elspaß (geb. 1995 in Dinslaken),
Studentin des Kreativen Schreibens und Kulturjournalismus in Hildesheim.

Das Gespräch mit den Autorinnen und über Lyrik führt die Kölner Autorin Marie T.
Martin. Sie war Studentin am Deutschen Literaturturinstitut in Leipzig und ist eine
vielfach ausgezeichnete Lyrikerin und Autorin. Beispielsweise zählte sie zu den
Preisträgern von postpoetry.NRW 2011. Zuletzt erhielt sie 2013 den Förderpreis für
junge Künstler des Landes Nordrhein-Westfalen. Ihre Lyrik und Prosa erscheinen im
Leipziger Verlag Poetenladen.
Zu Gast ist ebenfalls Autorin Monika Littau (Vorsitzende der Gesellschaft für
Literatur in NRW e.V.), die Auskunft über Konzept und Ziele des Projektes geben
wird.
26. Januar 2014, 17 Uhr, Bürgerwache Bielefeld, Rolandstr. 16, 33615 Bielefeld